Möglichkeiten der Familienforschung

Wir möchten hier einige Tipps dazu geben, welche Möglichkeiten und Quellen es bei der Suche nach den Vorfahren der eigenen Familie gibt.

 1. Die naheliegenden Quellen der Familie oder Verwandtschaft

Beginnen sollte man mit der Befragung älterer Angehöriger, z.B. Onkel, Tante oder Großeltern, denn deren Wissensschatz geht mit ihrem Tod unwiederbringlich verloren. Auch wenn mündliche Mitteilungen keine Belege sind, so sind sie doch oft die einzigen Zeugnisse von früheren Vorkommnissen. Lassen Sie sich die Personen auf alten Familienfotos erklären und fragen Sie nach alten Briefen, Urkunden und dem Familienstammbuch. Dienlich sind auch die eventuell gesammelten Sterbebilder.

2. Standesamt und Gemeindearchiv

Eine andere Möglichkeit sind Kopien von Standesamtsurkunden von der Gemeinde oder Stadt, z.B. über Heiraten oder Sterbefälle von Vorfahren aus den vergangenen 150 Jahren. Die Gebühr beträgt zwischen 2 und 5 Euro pro unbeglaubigter Kopie. Bei der Suche im Standesamt kommt man allerdings höchstens bis zum Jahr 1876 zurück, denn vorher gab es in Deutschland keine Standesämter.

Über besondere Ereignisse der Familiengeschichte, z.B. Hausbau oder Ehrenbürgerrecht, geben auch die Ratsprotokolle im Gemeindearchiv Auskunft. In Stadtarchiven gibt es aus dem 19. Jahrhundert bis etwa 1920 auch Meldebogen oder Familienbogen mit allen Herkunftsinformationen, Personendaten und Wohnadressen zu einer gesuchten Familie in dieser Stadt.

3. Kirchenbücher als Quelle

Für die Zeit vor 1876 sind die Kirchenbücher der katholischen und evangelischen Pfarreien die wichtigste Quelle eines Familienforschers, denn die Pfarrer waren vor 1876 die einzigen, die Taufen, Trauungen und Sterbefälle in Matrikeleinträgen systematisch aufschreiben mussten. Dies gilt für die etwa 300 Jahre zwischen 1570 und 1876.

Die katholischen Kirchenbücher Lentings befinden sich im Diözesanarchiv Eichstätt, Luitpoldstr.1 (Öffnungszeiten unter www.bistum-eichstaett.de/dioezesanarchiv/). Gegen eine Tagesgebühr  kann man die passenden Bände ausleihen und im Lesesaal einsehen.  Seit 2022 sind die Kirchenbücher des Bistums Eichstätt im Internet kostenlos verfügbar, und zwar unter: data.matricula-online.eu/de/deutschland/eichstaett . Dort stehen in der Liste am rechten Rand die Pfarreien.

Die Pfarrbücher der Bistümer Regensburg, Augsburg, Passau und Bamberg findet man ebenso unter matricula-online.eu.  In jeder Familiengeschichte gibt es natürlich unterschiedliche Herkunftsorte. Bei Vorfahren z.B. aus Kösching oder Stammham liegen die entsprechenden Kirchenbücher im Bistumsarchiv Regensburg. Die einfachste Methode nach dem Start von matricula-online.eu ist es, mit dem Lupensymbol = Ortssuche den Herkunftsort bzw. die Pfarrei auszuwählen. Das Erzbistum München-Freising hat für seine Pfarrbücher eine eigene Webadresse, nämlich: digitales-archiv.erzbistum-muenchen.de.

Die evangelischen Kirchenbücher Bayerns und anderer evangelischer Landeskirchen sind seit 2015 im Internetportal www.archion.de online verfügbar. Dort kann man zunächst kostenlos nachsehen, welche Orte und Kirchenbücher vorhanden sind. Das Lesen und der Download von Matrikeln kostet dann allerdings, z.B. 19.90 € für einen Monat Nutzung. Für direkte Forschungen im Archiv besucht man in Nürnberg das Landeskirchliche Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayerns, Näheres unter archiv-elkb.de.

4. Suche im Staatsarchiv

Mühsamer als bei den Kirchenbüchern ist die Suche nach familiengeschichtlichen Quellen in den Staatsarchiven. Deren gemeinsames Zugangsportal für Bayern ist www.gda.bayern.de. Zuständig für Lenting ist das Staatsarchiv München, bei Vorfahren aus Niederbayern das Staatsarchiv Landshut, für die Oberpfalz das Staatsarchiv Amberg usw. Am wichtigsten für den Familienforscher ist der Menüpunkt Service mit der Kategorie Findmitteldatenbank. Dort das zuständige Staatsarchiv auswählen und bei „Suche im Archiv“ den Familiennamen oder Herkunftsort eingeben.

Vieles über die Besitzverhältnisse seiner Ahnen findet ein Familienforscher in den Katasterbüchern des 19. Jahrhunderts, vorausgesetzt er kennt den Wohnort und die alte Hausnummer seiner Vorfahren. Aufschlussreich sind auch die Briefprotokolle, das sind meist Heiratsverträge oder Übergabeverträge für ein Anwesen. Daher sollte man die Suche mit den Heiratsjahr eines Vorfahren starten, und zwar in den Findbüchern des zuständigen Landgerichts (für Lenting Landgericht Ingolstadt, vor 1803 Pfleggericht Vohburg). Ab 1862 wurden diese Briefprotokolle dann von den Notariatsurkunden abgelöst. Die 3. Forschungsmöglichkeit im Staatsarchiv bieten die Ansässigmachungs-und Verehelichungsakten zwischen etwa 1820 und 1910. Darin findet man Schulzeugnisse, Leumundszeugnisse, Vermögensnachweise und die Personendaten der Brautleute mit den Daten der jeweiligen Eltern. Genaueres dazu im Beitrag über Ansässigmachungsakten auf dieser Homepage.

5. Suche in alten Zeitungen

Die Bayerische Staatsbibliothek bietet jedem Familienforscher ein umfangreiches Zeitungsarchiv auf  ihrem Internetportal digipress.digitale-sammlungen.de. Die Volltextsuche mit Familiennamen oder Ortsnamen bringt viele Artikel oder Anzeigen aus alten Zeitungen in ganz Bayern zu Tage. Diese kann man dann zeitlich aufsteigend oder absteigend ordnen. Die Zeitspanne reicht dabei meist vom 18. Jahrhundert bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.

Wir wünschen viel Erfolg beim Umgang mit den hier beschriebenen Möglichkeiten der Familienforschung.

Wolfgang Jakob, Walter Baumgärtner